Ohrakupunktur

Seit Bestehen der Menschheit zeigen sich Reflexe des Organismus auf der Körperoberfläche. Fuß- und Handreflexzonen sind die bekanntesten, aber auch im Gesicht, auf der Zunge, an bestimmten Hautarealen am Körper (Head´sche Zonen) oder eben auf dem Ohr gibt es solche Reflexzonen. 

Die Ohrakupunktur ist eine Reflexzonentherapie. Jedem Teil des Körpers, seien es Knochen, Gelenke, Muskeln, Nerven, Arterien oder innere Organe kann ein Reflexfeld am Ohr zugeordnet werden. Diese Erkenntnis, die wir Dr. Nogier verdanken, ist Insbesondere bei körperlichen Beschwerden  sehr hilfreich. Die Abbildungen im Ohr entsprechen einem Menschen der auf dem Kopf steht (bzw. einem Embryo im Mutterleib, der auf dem Kopf steht).

Ist beispielsweise ein Organ oder ein Körperteil in seiner Funktion gestört, wird die Störung auf eine diesem Teil entsprechende Stelle am Ohr übertragen.  Es entsteht ein Ohrakupunkturpunkt, der oft nicht größer als eine Nadelspitze ist. Da die  Ohrakupunkturpunkte nur entstehen, wenn eine

Störung im Organismus vorliegt, kann über das Ohr eine Diagnostik und im selben Atemzug die Therapie durchgeführt werden.

Dr. Nogier gelang außerdem der Nachweis von Punkten mit komplexeren Wirkungen. Er bezeichnet sie als Meisterpunkte. Hierbei handelt es sich z.B. um vegetativ ausgleichende und psychische Punkte, die sehr gut zur Suchtbehandlung (Gewichtsreduktion und Raucherentwöhnung) eingesetzt werden können.

Wissenschaftlich bewiesen ist, dass durch das Stechen bestimmter Ohrpunkte körpereigene schmerzstillende Substanzen (Endorphine) freigesetzt werden. Noch nicht genau bekannt ist, warum sich durch das Stechen eines bestimmten Punktes am Ohr das Geschehen im Körper beeinflussen lässt. Es ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Ohrmuschel im Wesentlichen von fünf Nerven, darunter auch Hirnnerven, versorgt wird.  Die Kerne dieser Nerven liegen im Hirnstamm und dadurch ist eine wirksame und störungsarme Verbindung zwischen Ohr, Gehirn und Körper gewährleistet.

Hier eine kleine Auswahl an Beschwerden, die durch die Ohrakupunktur gelindert, bzw. andere Therapiemaßnahmen unterstützt werden können:

  • Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat (z.B. Wirbelsäule, Knie-, Hüft- oder  Schultergelenk)
  • Kopfschmerzen, Tinnitus
  • Allergiebehandlung (z.B. Pollenallergie)
  • bei der Gewichtreduktion durch Minderung des Essverlangens
  • bei der Raucherentwöhnung durch Minderung des Suchtpotentials

Wann sollte die Ohrakupunktur nicht angewendet werden?

Wenn Sie z.B. unter dem Einfluss starker Analgetika (Schmerzmittel) oder Neuroleptika (Medikamente bei psychischen Erkrankungen) stehen. Die Ohrakupunktur kann die Wirkungen dieser Medikamente verändern.

Auch bei Schwerstkranken (z.B. Krebs) ist eine Behandlung eher kontraindiziert.

Eine relative Kontraindikation stellt die extreme Überempfindlichkeit einzelner Punkte dar. In diesem Fall sollten erst die Ursachen geklärt werden.

Geschichtliches zur Ohrakupunktur

Die Ohrakupunktur, wie wir sie heute kennen, geht auf den französischen Arzt Dr. Nogier zurück. Einige seiner Ischias-Patienten wiesen Narben an bestimmten Stellen im Ohr auf. Diese Narben waren auf Brandwunden zurückzuführen, die ihnen von afrikanischen Medizinmännern mittels Räucherstäbchen beigebracht wurden. Die Wirkungen dieser Manipulationen waren erstaunlich schnell und wirksam. Seine Beobachtungen veröffentlichte er 1956 in der „Deutschen Zeitschrift für Akupunktur“. 

Aber bereits aus dem alten Ägypten ist überliefert, dass man über das Ohr heilen konnte.

Hippokrates soll z.B. Fälle von Impotenz über Mikroaderlässe auf der Ohrrückseite kuriert haben.

Auch die klassische chinesische Akupunktur kennt das Ohr als therapeutischen Zugang. In der chinesischen Darstellung sind vornehmlich funktionelle Zusammenhänge abgebildet, die häufig nicht mit den Reflexzonen Nogiers übereinstimmen und zu Missverständnissen führen können.

Auch in Russland hat die Ohrakupunktur in der Medizin Zugang gefunden. In den 1980er Jahren erschien im „Der Sputnik“ ein Artikel über eine Ohrmassage. Auch wurden Arbeiten über die Abbildungen bestimmter Organe und Organsysteme auf dem Ohr bekannt. Diese stimmen mit den Ansichten Nogiers überein.